Buchtipp: Unterwegs am Nil von Karl Plepelits
Sehenswürdigkeiten, Eindrücke und Einsichten in die Seele Ägyptens
Während sich unser Boot wieder Assuan nähert, erzähle ich rasch von dem Ehrenplatz, den Assuan in der Wissenschaftsgeschichte einnimmt.
Eratosthenes von Kyrene, einer griechischen Stadt im heutigen Libyen, lebte im 3. Jahrhundert vor Christus und wirkte als Forscher im sogenannten Museum, griechisch Museion, in Alexandria. Dies war kein Museum im heutigen Sinn, sondern ein wissenschaftliches Forschungsinstitut, eingerichtet und finanziert von den Ptolemäern. Zum Museion gehörte unter anderem die heute noch weltberühmte Bibliothek, die als die größte ihrer Zeit galt. Die etwa hundert Gelehrten bezogen ein ungewöhnlich hohes Gehalt und konnten nach Herzenslust und in völliger Freiheit forschen. Eratosthenes selbst war ein Pionier der mathematischen Geographie. Eines seiner wissenschaftlichen Werke trägt den Titel: „Die Vermessung der Erde“. Darin berechnet er, vollkommen korrekt, den Umfang der Erdkugel. Er stellt fest, dass Syene, so hieß Assuan auf Griechisch, genau südlich von Alexandria liegt und sich, wie er schreibt, „unter dem Wendekreis des Krebses“ befindet. Darum steht am Tag der Sommersonnenwende die Sonne zur Mittagszeit genau senkrecht darüber, ihre Strahlen fallen genau senkrecht in einen Brunnenschacht. In Alexandria hingegen treffen ihre Strahlen zur gleichen Zeit unter einem Winkel von sieben und einem Fünftel Grad auf. Dies ist aber der fünfzigste Teil eines Kreises von 360 Grad. Demnach beträgt der Umfang der Erdkugel das Fünfzigfache der Entfernung von Alexandria nach Syene. Diese gibt er an mit 5040 Stadien. Das Fünfzigfache davon sind 252.000 Stadien. Leider kennen wir nicht die genaue Länge des Stadions, auf der seine Berechnungen beruhen. Aber da die Entfernung von Alexandria nach Assuan zirka 800 Kilometer beträgt, ergeben sich als Erdumfang zirka 40.000 Kilometer. Und das kommt, wie Sie alle wissen, der Wahrheit verblüffend nahe.
Jetzt hat‘s doch immer geheißen, so ein Zwischenrufer, die Menschen hätten früher geglaubt, dass die Erde eine Scheibe ist?
Das stimmt, sage ich. Man könnte es das biblische oder das vorwissenschaftliche Weltbild nennen, das sich aus der sozusagen unverstellten Sinneswahrnehmung ergibt. Aber seit den Erkenntnissen der griechischen Naturphilosophen des 6. Jahrhunderts vor Christus war es für die Griechen und danach natürlich auch für die Römer genauso selbstverständlich wie für uns, dass die Erde eine Kugel ist.
Ja, aber im Mittelalter, ruft eine weibliche Stimme und verstummt sogleich wieder.
Sie haben recht, sage ich. Im Mittelalter ging die Kenntnis von der Kugelgestalt der Erde im Westen weitgehend verloren. Nicht so im Osten, bei Byzantinern und Arabern. Übrigens auch nicht unter den Gelehrten des Westens. Denen stand ja die lateinische Literatur offen. Und es ist bekannt, dass Christoph Kolumbus seine Idee, Indien auf der Westroute zu erreichen, auf der Grundlage der Schriften der antiken Geographen entwickelt hat.
Unterdessen nähert sich unser Boot dem Festland. Auch hier ist das Ufer mit riesigen, elefantenähnlichen Felsblöcken übersät. Eine Treppe führt den Hang hinauf zu unserem Hotel, dem Neuen Katarakthotel. Es liegt, getrennt nur durch einen hübschen Palmengarten, unmittelbar neben dem alten, das durch Agatha Christies „Tod auf dem Nil“ berühmt geworden ist. Und ich erinnere mich, dass eine Szene, ein Gespräch zwischen Hercule Poirot, dem Detektiv, und einer jungen Dame, des Nachts am Nilufer unterhalb des Hotels spielt. (Ende Leseprobe)
Links
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Artikel von Hihawai / Karl Plepelits, bei Hihawai.com veröffentlicht am 2013-02-25T08:48
Letzte Änderung: 30.12.2013 um 13:42 Uhr
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