Das Pulvermaar
Stille Wasser sind tief Das Pulvermaar in der Eifel
Gespannt auf unseren ersten Maarbesuch, aber auch mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, sind wir zum Pulvermaar unterwegs: „72 Meter Tiefe“, flüstert es aus dem Kleinhirn ins Bewusstsein. Das ist mehr als Respekt einflößend. „Wenn du da untergehst, dann holt dich keiner mehr rauf, – jedenfalls nicht so schnell“. „Ist ganz egal, wie tief es ist, wenn du oben schwimmst“, hält die Vernunft dagegen.
Sanft führt die Pulvermaarstraße den Hügel hinauf. Das Navi zeigt eine Minute bis zum Ziel, malt einen großen, blauen Fleck direkt neben die Landstraße. Zu sehen ist noch nichts. Dichter Wald, wo sich das Sonnenlicht auf den Wellen spiegeln sollte. Jetzt zweigt ein Weg von der Straße ab, führt in den Wald hinein, nach ein paar Kurven geht es steil nach unten.
Na klar: Damals, als hier alles explodierte, flog das ganze Material aus dem Loch heraus auf die Seite, hat sich rundherum aufgetürmt. Eine Mauer aus 20 Meter Tuffstein liegt rund um das Pulvermaar herum – ist heute mit dichtem Wald bewachsen, schützt den See vor neugierigen Blicken. Ein rund 3,5 Kilometer langer Waldweg führt zwischen den Bäumen um das Pulvermaar. Knapp 2 Stunden würden wir für die Tour schon brauchen. Aber nein, wir wollen ja Schwimmen – Schwimmen im tiefsten Gewässer Deutschlands – nördlich der Donau. Der Bodensee und die Alpenseen sind natürlich tiefer. „72 Meter“.
Und wir müssen uns beeilen. Unglücklicherweise hat der Wetterbericht ausgerechnet heute heftige Gewitter für den Nachmittag angedroht. Am Himmel türmen sich schon die ersten Wolken und abgekühlt hat es auch schon: nur noch 25 Grad. Wir beschließen, dass uns das nichts angeht, die Wolken vorbeiziehen. Sollen sie doch am Rhein runter kommen. Wir haben heute Maartag. Pulvermaartag.
Am Wegesrand sitzt eine nette Frau, steht auf, als wir kommen. Sie begrüßt uns herzlich, sammelt einen Euro fürs Parken ein. Geht ja noch. Als der Weg dann direkt am Ufer des Pulvermaars entlang führt, werden unsere Hälse immer länger. Nach der langen Fahrt und der ganzen Spannung wollen wir das Panorama auf einen Schlag verschlingen. Geht natürlich nicht. Kreisrund mit 700 Meter Durchmesser und einem 20 Meter hohem Schutzwall, auf dem dann nochmal 20 Meter hohe Bäume stehen, bringt das Pulvermaar die Sinne durcheinander. Irgendwie idyllisch, aber auch ein wenig unwirklich. Ein Bootsverleih mit roten und blauen Tretbötchen. 5 davon freigelassen, verteilt auf der grünen Wasseroberfläche.
Das Freibad schief gegenüber, das die Gemeinde Gillenfeld dort vor einigen Jahren eingerichtet hat. Die Sonnenschirme des Kiosks flattern fröhlich in der leichten Brise. Daneben führt eine Treppe ins – bei näherem Hinsehen – glasklare Wasser des Pulvermaars. Vielleicht 20 Meter vom Ufer entfernt dümpelt eine Plattform auf der Wasseroberfläche herum. Darauf ein Sprungbrett und ein Sprungturm mit einem 3er. Klares, ungetrübtes Wasser, das sich nach wenigen Metern in ein schwarzes Nichts verwandelt. „72 Meter“.
Ich nehme den nächstbesten Parkplatz. Die ersten Fotos werden rein gar nichts. Mein Motiv passt einfach nicht in den Sucher. Ohne festen Punkt drücke ich planlos den Auslöser. Hoffe, dass die Kamera etwas Vernünftiges daraus macht. Die beste Kamera soll immer die sein, die man dabei hat. Aber aus nächster Nähe das 700 Meter breite Pulvermaar einfangen: Da müsste der Fotograf ja an die Panoramafunktion denken.
Dann geht es durch die Schwimmbadkasse in die Umkleide. Das 2013 renovierte Freibad macht einen adretten Eindruck. Zum Planschen und für die Nichtschwimmer gibt es 2 kleine Becken direkt an der Liegewiese. Daneben führt eine Treppe hinunter zum Maar. Die Station des DLRG direkt daneben. Man hört deutsch und holländisch. Wir nehmen die breite Edelstahlrutsche und schon sind wir drin im Wasser des Pulvermaars. Das fühlt sich schön frisch und angenehm an. Anders als an den trüben Badeseen im Pfälzerwald und den Nordvogesen, wo das Wasser von Schwebestoffen und dem Bundsandstein ganz trüb ist, erscheint das Pulvermaarwasser ganz klar: Unten im Wasser kann ich meine Füße sehen. Und darunter das schwarze Nichts. 72 Meter.
Wir schwimmen raus bis zur Kette, die den großen Schwimmbadbereich im Wasser begrenzt. Einige sind auf eigene Gefahr noch weiter raus geschwommen. Machen wir später vielleicht auch noch. Erst ein Sprung vom 3er. Das ist hoch genug, finde ich. Denn im Gegensatz zu einem handelsüblichen Schwimmbad sieht man hier im Pulvermaar den Boden nicht, springt in ein schwarzes Nichts. Als ich wieder auftauche, höre ich ein Donnergrollen. Die Leute vom DLRG winken alle aus dem Wasser. Blitze zucken am Himmel. Wir beeilen uns wie der Teufel, packen schnell unsere Sachen zusammen, schaffen es gerade noch bis zum Auto. Schon versagen die Scheibenwischer: Tellergroße Tropfen prasseln auf die Frontscheibe. Aber was soll's?
Wir haben das Pulvermaar bezwungen :–).
Artikel von Hihawai, bei Hihawai.com veröffentlicht am 2018-07-21T17:05
Letzte Änderung: 21.07.2018 um 17:11 Uhr
Pulvermaar, Schwimmen, Maar, Gillenfeld, Schwimmbad, Schwimmen, Eifel, 72 Meter
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