Sagrada Familia
Sagrada Familia – Die wohl schönste Baustelle der Welt
In der nördlichen Altstadt Barcelonas befindet sich die wohl schönste Baustelle der Welt: der Temple Expiatori de la Sagrada Família – kurz Sagrada Familia. Jahr für Jahr stehen Millionen von Besuchern vor der Passionsfassade an, mehr als vor dem Prado oder der Alhambra, um die 1882 nach Plänen von Antoni Gaudi begonnene Kirche zu besichtigen. Jahr für Jahr werden es mehr Besucher. Mehr als die Sagrada Familia fassen kann. Längst werden die Ticketschalter nicht mehr mit den Besucheranstürmen fertig: Tickets müssen vorher über das Internet gebucht werden, sonst läuft man Gefahr, nicht hereingelassen zu werden. Wo auch sonst auf der Welt kann man so ein einzigartiges Schauspiel live besichtigen? Doch bald hat auch das ein Ende und Barcelona wird um eine Attraktion ärmer sein.
Und natürlich um eine Attraktion reicher: Im Jahre 2026 zum 100. Todestag von Gaudi wollen die für den Baufortschritt verantwortlichen Architekten unter der Leitung von Jordi Fauli mit dem Bau fertig sein. So, wie sich der Baufortschritt in den letzten Jahren entwickelt hat, könnten sie es schaffen, den Kirchbau zu beenden und die schönste Baustelle der Welt in die vielleicht schönste Kirche der Welt zu verwandeln.
Anfang der 90er hätte man sich das noch nicht so richtig vorstellen können: Nach mehr als 100 Jahren Bauzeit standen gerade einmal die Außentürme über der Geburts– und der Passionsfassade, drum herum ein filigranes Gerippe, das als Silhouette betrachtet auch das einer Ruine hätte sein können. Wer vor der Sagrada Familia auf der Straße stand, war zwar recht beeindruckt von dem ungewöhnlichen Bauwerk, doch wer sie betrat, staunte nicht schlecht in einem leeren Innenhof zu stehen, umgeben von einem Außengerippe. Wer einen der Türme bestieg, konnte das ganze Ausmaß der Baustelle überblicken: Ein paar Türme, zwei Fassaden und: NICHTS. Auch wenn die Kräne aufgebaut waren und ein paar Arbeiter herumliefen, die Arbeiten sahen eher nach einem Alibi aus – vergleichbar mit mancher Autobahnbaustelle. Vermutete Fertigstellung: Never Ever!
Dennoch: die einzigartige Architektur Gaudis, diese unvergleichliche Mischung aus Modernisme und Gaudis Streben, das Werk Gottes in seinen Bauten fortzuführen, fand seine Anhänger und machte einen zügigen Weiterbau möglich: Zum einen gab es großzügige Spenden, zum anderen stiegen die Einnahmen durch Eintrittgelder dermaßen an, dass längst nicht mehr jedes Jahresbudget verbaut werden konnte. Den Rest spendete man dann seinerseits für wohltätige Zwecke. So finanziell abgesichert, konnte die Baustelle zügig vorangetrieben werden. Schon im Jahre 2005 wurden Teile der Sagrada Familia in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Im Herbst 2010 wurde der Innenraum fertig. Papst Benedikt XVI. (der 16.) persönlich weihte die Sagrada Familia und verlieh ihr den Rang einer Basilica minor, womit sie aus kirchlicher Sicht schon als Baustelle den gleichen Rang, wie etwa die Basilika Sankt Johann in Saarbrücken einnimmt. Für letztere übrigens hat ein anderer Papst, Benedikt XIV. (der 14.), zu Bauzeiten geworben.
Bis zur Fertigstellung muss noch einiges gebaut werden: Zum Beispiel der 172 Meter hohe Jesus Christus Turm, der den bislang höchsten Kirchturm der Welt (das Ulmer Münster) um 11 Meter überragen wird. Die schon jetzt sichtbaren Türme sind den Aposteln gewidmet und ihrer Widmung nach naturgemäß kleiner. Man hat also noch einiges zu tun. Und natürlich kann das Ziel nur gehalten werden, wenn der Besucherstrom von aktuell 3,8 Millionen zahlenden Besuchern nicht abreist. Doch für den vor den verschlossenen Türen der überfüllten Baustelle stehenden Besucher ist diese Frage wohl eher hypothetisch.
Tickets sind im Dezember günstiger. Zu kaufen unter www.sagradafamilia.org
Reisebericht von Hihawai, bei Hihawai.com veröffentlicht am 2004-02-11T14:11
Letzte Änderung: 15.11.2016 um 17:08 Uhr
Copyright: Hihawai - Link:
Kirche, Antoni Gaudi, Barcelona, Spanien, Katalonien, Baustelle
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