Reisebericht Ephesos
Mit Hihawai zur Stadtbesichtigung nach Ephesos
Schifffahrt, Verdammt, wo ist denn hier das Meer?
Wie fahren bestimmt schon 20 Minuten, seit ich das Meer das letzte Mal gesehen habe!
"Der Untergang der Stadt begann im 3. Jahrhundert als der Hafen versandete und das Meer verschwand."
Ach so, aber eigentlich nicht vorstellbar. Das war vor 1700 Jahren. Das die Erde vor einigen Millionen Jahren anders ausgesehen hat, daran habe ich mich ja gewöhnt, aber das hier war doch erst vor kurzem.
Wir fahren in weitem Bogen um die Metropole herum, um uns von der Landseite her zu nähern, streifen dabei Selcuk, das nicht besonders einladend aussieht, springen noch schnell in die Johanneskirche. Dort sollen der Apostel Johannes und die Jungfrau Maria ihren Lebensabend verbracht und an dem Evangelium gebastelt haben.
Hilfe – lauter Österreicher
Vor den Toren der Stadt Ephesos angekommen, haben wir erst einmal Freizeit. Die Reiseführung muss die Eintrittskarten kaufen. Wir brauchen Gelegenheit, T–Shirts an den Souvenirständen zu erwerben. Ich finde jedoch trotz bester Absicht keines, was mir auch nur einigermaßen gefällt. Außerdem: Ich bin doch nicht blöde und schleppe die Mitbringsel durch ganz Ephesos.
Dann öffnen sich die Tore für uns Reisende. In einem Strom werden die Besucher hineingedrückt und durcheinander gespült. Plötzlich befinde ich mich in einer österreichischen Reisegruppe. Oh Schreck! Schnell weg.
Doch auf dem weiten Platz hinter den Kassenhäuschen finden alle wieder zueinander.
Manche Dinge ändern sich eben nie...
Vor dem Odeion erfahren wir von den Gebräuchen der damaligen Demokratie. Die Politiker wohnten abgeschottet von der niedrigen Bevölkerung in der Oberstadt. Dort hatten sie ihr eigenes kleines Reich und dort oben wurden über den Köpfen der Bevölkerung die Geschicke der Stadt gelenkt.
Mehr brauche ich an dieser Stelle nicht zu hören. Dann geht es in die Unterstadt. Der steile Abstieg war in der Antike vielleicht überdacht. Jetzt brennt die Sonne gnadenlos auf den Marmor. Ein wenig Schatten würde uns allen gut tun.
Die besten Geschäfte machte die Ephesser auf dem Klo.
Rechts die Latrinen. Ein quadratischer Bau bot ca. 40 Leuten Platz. Sie hockten auf einer Steinbank mit einem Loch unter ihrem Hintern. Fliesendes Wasser darunter spülte auch die üblen Gerüche weg. Das soll so bequem gewesen sein, dass manche Geschäftsleute einfach den ganzen Tag sitzen blieben. So wurden die Latrinen wohl das erste Großraumbüro der Geschichte, After Work Party direkt am Platz gleich eingeschlossen oder im Bordell ein paar Häuser weiter. Beeindruckend!
Nichts zu sehen, wo die Archäologen pinseln
Links die Hanghäuser. Zu sehen ist hier eigentlich nichts. Ein paar Steine am Boden. Die Hanghäuser sind unter einem Dach verschwunden. Die Archäologen haben da bestimmt sogar eine Klimaanlage drin. Denn hier wird immer noch kräftig gegraben. Die Archäologen sagen, dass sie hier beeindruckende Funde gemacht haben, dass die Hanghäuser die großstädtische Wohnkultur des gehobenen Bürgertums widerspiegeln würden. Aha!
Damit auf das Meer schauen nicht langweilig wird: Erst in die Bibliothek, mal schnell ins Bordell und ab in das Theater.
Dann die Celsus Bibliothek. Bilder davon habe ich schon irgendwo gesehen – ohne zu wissen, was es ist. Da schon wollte ich dieses beeindruckende und faszinierende Gebäude direkt in Natura besichtigen. Nun stehe ich davor. zumindest vor der Front des antiken Gebäudes. Mehr ist nicht mehr da.
Wir werden wieder auf das Bordell aufmerksam gemacht, das direkt gegenüber lag. Geschäftstüchtig diese Bordellbetreiber.
Die Bibliothek soll bis zu 12.000 Bücher beherbergt haben, was ja heute nichts Besonderes ist – nur zum Vergleich: Bock und Seip haben 60.000 vorrätig. Nur und das ist der kleine Unterschied: die Ephesser hatten noch gar keine Bücher, die hatten noch Schriftrollen!
Wir kommen zum großen Theater. Dazu kann ich nichts sagen. Weil mir der Mund offen stehen bleibt. Da war mal ein Hügel. Vor langer Zeit. An den Hang des Hügels schmiegen sich die Tribünen für 24.000 Zuschauer. So konnten die Reeder, die auf ihre Schiffe warteten, auf das Meer hinausschauen und gleichzeitig dem Spiel lauschen. Der Meerwind trug die Stimmen der Schauspieler an jeden Platz und sorgte für angenehme Kühlung.
Und dann spült mich Ephesos wieder aus – über die Hafenstrasse, wo schon vor 1700 Jahren Seeleute, Kaufleute, Politiker, Apostel und Kaiser wandelten. Nur: Die stiegen damals am Hafen auf ihr Schiff und segelten nach Ägypten, Jerusalem und Rom. Ich dagegen steige auf dem Parkplatz in den Reisebus nach Kusadasi. Aber wo ist der Unterschied?
Links
- Die Metropole der Türkei: Sehenswürdigkeiten in Istanbul
- Geburtsort des Eides: Das Asklepieion von Kos
- Sicheres Urlaubshotel: Iberotel Palm Garden für mehr Sicherheit im Urlaub
Reisebericht von Hihawai, bei Hihawai.com veröffentlicht am 2003-10-30T15:30
Letzte Änderung: 9.0.2017 um 1:9 Uhr
Ephesos, Ruine, Ausflug, Reisebericht, Kusadasi, Ausgrabung, Celsus Bibliothek, Bücher, Bordell, Latrine, Demokratie,
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